Was sind die Trypanophobie, Belonophobie und Vaccinophobie?

Als Trypanophobie wird die panische Angst vor Injektionen und als Vaccinophobie die panische Angst vor Impfungen bezeichnet, was umgangssprachlich oft „Spritzenphobie“ oder „Spritzenangst“ genannt wird. Die sog. Belonophobie bezieht sich auf die Angst vor Nadeln.

Diese Ängste sind sehr verbreitet, sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen. Sie treten in verschiedenen Ausprägungen auf und häufig bereits vor der angstbesetzten Situation. So kann es bei Betroffenen z. B. bereits beim Warten auf die Impfung zu Unruhe kommen, die sich mit kürzer werdender Warteschlage und dem Nähern der Situation bis hin zur Panik steigern kann.

Hierbei geht es um eine derart stark ausgeprägte Angst, die über das Maß des gewissen „Respekts“ vor Injektionen und Spritzen hinausgeht und zu einem Vermeidungsverhalten führt.

Viele Betroffene geben ihre Angst zu, fühlen sich jedoch äußerst unwohl, über dieses Thema zu sprechen.

Es ist wichtig, diese Phobien erst zu nehmen und ihnen mit Verständnis zu begegnen, um zu vermeiden, dass Betroffene entmutigt werden.


Abgrenzung der Angst vor Spritzen von der Phobie

Wer hat schon Freude an Spritzen?

Eine gewisse Angst vor Injektionen, Spritzen oder Nadeln ist selbstverständlich nachvollziehbar: man spürt das Anpieksen der Haut und es wird beispielsweise bei einer Impfung eine körperfremde Substanz in den Körper injiziert, was bei manchen Menschen ein mulmiges Gefühl hervorrufen kann.

In Abhängigkeit von den medizinischen Möglichkeiten (z. B. in anderen Ländern) werden teilweise dickere Nadeln verwendet, bei welchen der Einstich schmerzhafter ist als mit den hierzulande üblichen dünnen Nadeln. Auch die Impfung an sich kann schmerzhaft sein.

Bei einer „gesunden“ Angst gegen Spritzen kann die Angst bewusst überwunden werden.

Bei der Trypanophobie geht es hingegen um eine panische Angst, die bei Betroffenen derart heftige Angstreaktionen auslöst, dass sogar Injektionen abgelehnt werden, die aus dringenden medizinischen Gründen erforderlich sind (z. B. Insulinspritzen bei Diabetes).

Betroffene verzichten lieber auf die Injektion, als sich der starken Angst und Furcht auszusetzen. Dies geht so weit, dass beispielsweise schmerzhafte Zahnbehandlungen ohne Injektion eines Betäubungsmittels ertragen werden oder auf Schutzimpfungen verzichtet wird, die vor gefährlichen Erkrankungen schützen können.

Abgegrenzt werden können die Trypanophobie (Angst vor Injektionen), die Belonophobie (Angst vor Nadeln) und die Vaccinophobie (Angst vor Impfungen) von der Aichmophobie (Angst vor spitzen Gegenständen) und der Hämatophobie (Angst vor Blut).


Symptome und mögliche Folgen

Eine Trypanophobie kann zu lebensgefährlichen Situationen führen, wenn dringend erforderliche medizinische Maßnahmen abgelehnt werden, um die angstbesetzte Situation zu vermeiden.

Die mit der Phobie verbundenen Symptome können bereits beim Betreten eines Behandlungszimmers, beim Anblick eines mit der angstbesetzten Situation verbundenen Bildes oder Gegenstands (z. B. einer Kanüle oder Spritze) oder bereits beim Gedanken an die angstbesetzte Situation auftreten.

Folgende Symptome sind typisch:

  • Starkes Gefühl der Angst und Furcht
  • Herzrasen oder schneller Herzschlag
  • Ohnmacht oder das Gefühl, ohnmächtig zu werden
  • Zittern
  • Schwitzen oder Hitzegefühle, Schweißausbrüche
  • Panikattacken


Entstehung

Phobien wie auch die Trypanophobie, Belonophobie oder Vaccinophobie können infolge negativer Ereignisse bzw. Konditionierungen sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter entstehen. Diese Angst kann zum Beispiel während einer schmerzhaften oder „ungelungenen“ Impfung oder auch im Vorfeld durch eine Verschwörungstheorie zu Impfungen oder bei Kindern durch eine gruselige Geschichte über Spritzen konditioniert werden. Bei einer Konditionierung können nahe Angehörige, Freunde und die Medien eine wichtige Rolle spielen.

Da viele Menschen die ersten Impfungen bereits in sehr jungen Jahren bekommen haben, kann die Ursache auch in einem nicht kindgerechten Umgang während der Impfung oder generell einer schlechten medizinischen Versorgung liegen. So kann beispielsweise das Gefühl von Unruhe oder Hektik von Eltern oder vom Arzt während der Impfung auf das im Fokus der Aufmerksamkeit stehende Objekt (die Spitze) übertragen werden.

Zu einer Verstärkung der Angst und einem Gefühl von Kontrollverlust kann es kommen, wenn Kinder während der Impfung vom Personal oder den Eltern festgehalten werden.

Infolge der negativen Konditionierung wird der Anblick der Spritze künftig unbewusst an die erlebte Unruhe und/oder Angst erinnern.

Eine weitere mögliche Ursache für die Trypanophobie, Belonophobie oder Vaccinophobie können Familienangehörige oder nahestehende Personen sein, die selbst an derartigen Ängsten leiden. In solchen Fällen werden Kinder sehr wahrscheinlich aufgrund von (unbewusst) weitergegebenen Erfahrungen ebenfalls Angst vor Injektionen, Nadeln oder Impfungen entwickeln.

Ein guter Grund für eine Angst vor Injektionen und Spritzen kann bei schlechter medizinischer Versorgung vorliegen. Viele Menschen haben beispielsweise Angst vor dicken Nadeln, Infektionen infolge einer Spritze, Luftbläschen in der Spritze usw. Während manche Menschen direkt beim Injizieren eines Impfstoffs Panik erleben, befürchten andere, es könnte nach der Impfung ein großes Hämatom (Bluterguss) entstehen.


Prävention

Wie kann die Angst vor der Impfung bzw. vor einer Spritze bei Kindern von Anfang an gemindert werden?

Das Wichtigste ist es, eine möglichst angstfreie und positive Umgebung im Voraus zu schaffen, z. B. durch Vermeidung gruseliger Geschichten in Bezug auf Spritzen, Lächeln in der Arztpraxis, einem kurzen Besuch vorab beim Arzt, bei welchem dem Arzt ein kleines Spielzeug gegeben wird, das der Arzt dem Kind nach der Spritze als Belohnung schenkt. Es gibt auch Salben, welche die Schmerzen während der Spritze lindern.

Sehr wichtig ist es, das Kind während der Impfung abzulenken und den Fokus der Aufmerksamkeit von der Spritze wegzulenken. Und bitte bedenken Sie, dass Ihr Kind Angst vor der Impfung entwickeln wird, wenn es in seiner Nähe Menschen gibt, die selbst Angst vor Spritzen haben. Und wenn sich alle in der Nähe des Kindes ruhig, entspannt verhalten und lächeln, dann wird die Impfung sehr wahrscheinlich bestmöglich ruhig verlaufen. Natürlich kann ein Kind in Abhängigkeit vom Alter dennoch weinen, wenn die Einstichstelle schmerzt, es wird jedoch auf diese Art und Weise keine Phobie entstehen.


Behandlung

Bei der Trypanophobie, Belonophobie oder Vaccinophobie handelt es sich genauso wie bei anderen Phobien um eine irrationale Angst, welche mit starken körperlichen Symptomen einhergeht und logisch nicht nachvollziehbar ist.

Damit diese erst gar nicht entsteht, ist es sehr wichtig bei Kindern präventiv mit einem guten Vorbild voranzugehen und den Impftermin entspannt zu gestalten, damit sie von Anfang an eine möglichst gute Erfahrung in einer ruhigen Atmosphäre machen können.

Falls das Gefühl der Angst doch sehr stark sein und zu einem ausgeprägten Vermeidungsverhalten führen sollte, ist es ratsam Hilfe bei einem Spezialisten einzuholen.

In manchen Fällen können Entspannungstechniken hilfreich sein, um die Angst zu reduzieren und sich vor der Impfung zu entspannen. Wenn das Gefühl der Angst sehr stark sein sollte und in eine Panik übergeht ist erfahrungsgemäß eine Arbeit mit den negativen Glaubenssätzen und Emotionen notwendig, um diese zu verarbeiten und aufzulösen.

Mithilfe der therapeutischen Tiefenhypnose können Ängste, die durch Erlebnisse in der frühen Kindheit entstanden sind, bearbeitet und aufgelöst werden. Wenn der emotionale Hintergrund bzw. die zugrunde liegende Ursache gefunden und gelöst wurde, vermindert sich die Angst oder löst sich sogar vollständig auf.