„Nicht die Dinge beunruhigen den Menschen, sondern seine Sicht der Dinge.“

Epiktet, griech. Philosoph, 50-138 n. Chr.


Was sind Ängste?

Die Angst ist eine sehr wichtige Emotion und stellt eine natürliche Schutzfunktion dar. Sie weist uns auf eine bestehende Gefahr hin und verschwindet normalerweise wieder, wenn die Gefahr vorüber ist. Das Gefühl der Angst kann auch ohne einen nachvollziehbaren Grund auftreten und in alltäglichen Situationen störend sein. Wenn beispielsweise ein Auslöser mit geringem Gefahrenpotential (wie z. B. eine ungiftige Spinne) eine unverhältnismäßig starke Angst hervorruft, so spricht man von einer Phobie oder einer Angststörung. Angststörungen sind starke Furcht- und Angstreaktionen verbunden mit Verhaltensauffälligkeiten. Statistisch gesehen sind doppelt so viele Frauen betroffen im Vergleich zu Männern.

Die Angst kann mit unterschiedlichen Körperreaktionen wie z. B. Schwitzen, Herzrasen, Zittern, Mundtrockenheit, Frieren oder Schwindelgefühlen einhergehen. Viele Phobien führen dazu, dass potenziell angstauslösende Situationen vollständig vermieden werden, wodurch die Lebensqualität eingeschränkt wird. Viele Angststörungen entstehen in der Kindheit und führen unbehandelt zu einem chronischen Verlauf.

Wenn eine Angst ohne einen nachvollziehbaren Grund oder oder eine reale Gefahr unvorhersehbar auftritt und gleichzeitig eine panische Reaktion auslöst, spricht man von einer Panikattacke. Hinzu kommen häufig Körperreaktionen wie z. B. Schweißausbrüche, Zittern, Herzrasen, Übelkeit oder Schwindelgefühle. Da die Panikattacke plötzlich und unvorhersehbar eintritt, vermeiden betroffene Menschen häufig den Aufenthalt in der Öffentlichkeit, um peinliche Situationen zu vermeiden. Dadurch werden alltägliche Dinge wie Einkaufen oder Arbeiten fast unmöglich und die Lebensqualität wird enorm eingeschränkt.

Im Fall einer generalisierten Angststörung ist das Angstniveau generell erhöht. Auch hier treten die Ängste ohne konkreten Auslöser auf. Eine häufige Schwierigkeit für Menschen mit Angststörungen ist, dass das familiäre Umfeld, der Freundes- oder Bekanntenkreis und vielleicht sogar Ärzte mit dem Störungsbild nicht vertraut sind und als Folge daraus wenig bis kein Verständnis dafür zeigen.


Beispiele für Angststörungen

Es wird zwischen kontextabhängigen und kontextunabhängigen Angststörungen unterschieden.

Bei ersteren geht es meist um spezifische Phobien, d. h. dass sich die Angst auf ein bestimmtes Objekt oder eine bestimmte Situation bezieht. Daher ist vorhersehbar, in welchem Fall sie auftreten wird.

Die häufigsten objekt- und situationsabhängigen Angststörungen sind folgende Phobien:

  • Agoraphobie (die Angst vor der Öffentlichkeit)
  • Soziale Phobie (die Angst vor Menschen)
  • Spinnenangst (Arachnophobie)
  • Tierphobien
  • Höhenangst (Akrophobie)
  • Flugangst (Aviophobie)
  • Angst vor geschlossenen Räumen (Klaustrophobie)
  • Angst vor dem Erröten (Erythrophobie)
  • Prüfungsangst
  • Angst vor Ansteckung (Mysophobie)
  • Angst vor dem Erbrechen (Emetophobie)
  • Angst vor Zahnärzten (Dentophobie)
  • Angst vor Injektionen (Trypanophobie)
  • Angst vor Nadeln (Belonophobie)
  • Angst vor Impfungen (Vaccinophobie)
  • Angst vor spitzen Gegenständen (Aichmophobie)
  • Angst vor Blut (Hämatophobie)


Hier die kontextunabhängigen Angststörungen:

  • Panikstörungen
  • Generalisierte Angststörungen


Bei der Panikstörung kann sich eine Panikattacke mit starker Furcht und Unwohlsein ohne erkennbaren Grund innerhalb weniger Minuten aufbauen und sogar ihren Höhepunkt erreichen. Die generalisierte Angststörung ist dagegen eine Angst und Sorge, die schwer kontrollierbar ist und übermäßig auftritt. Sie kann sich auf mehrere Bereiche des privaten und beruflichen Alltags beziehen. Typische Symptome sind Ruhelosigkeit, leichte Ermüdbarkeit, gefühlte Leere oder Konzentrationsschwierigkeiten.


Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen

Bei Kindern können bestimmte Ängste dem Entwicklungsalter entsprechend normal sein. Die Ausprägung und Dauer einer Angststörungen unterscheidet sich dabei deutlich von einer altersgemäß normalen Furcht oder Angst. Bei der Angststörung tritt die Angst in der Regel über einen Zeitraum von über sechs Monaten auf. Mehr hierzu finden Sie im Kapitel “ Kinderhypnose„.


Entstehung von Angststörungen am Beispiel von Phobien

Phobien entstehen infolge von negativen Ereignissen (Konditionierungen) d. h. infolge einer negativen Übertragung auf ein Objekt. Eine solche Konditionierung kann beispielsweise infolge einer Verknüpfung von einem visuellen Reiz und einem zur gleichen Zeit erlebten Gefühl wie beispielsweise der Angst entstehen. Stellen Sie sich vor: ein Kind beobachtet neugierig eine Spinne und wird genau in diesem Moment plötzlich erschreckt. Oder es passiert eine andere unvorhersehbare Situation, bei der das Kind keine Lösungskompetenz besitzt. Bei einem entsprechend hohen Angstniveau oder einer mehrfachen Wiederholdung der angstbesetzten Situation kann es zu einer sog. Konditionierung zwischen der Spinne und dem Gefühl der Angst kommen. Als Folge kann es passieren, dass sich das Kind später beim Anblick einer Spinne bewusst oder meist eher unbewusst an die erlebte Angst erinnern wird. Die Spinne ist in diesem Fall nur der Auslöser und nicht die Ursache für die auftretende konditionierte Angst. Auf ähnliche Art und Weise können auch andere Phobien entstehen.


Behandlung von Ängsten durch Hypnose

In meiner Praxis behandle ich sehr häufig Ängste und Phobien bei Kindern (s. Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen) und Erwachsenen. Erfolgsgarantien gibt es nicht, dennoch zeigt die Praxiserfahrung, dass die Behandlung von Ängsten so zuverlässig funktioniert, dass ich Klienten z. B. mit Spinnenangst oder Höhenangst die Wirksamkeit der Hypnosetherapie direkt im Anschluss demonstriere. So konnten sich bereits zahlreiche Klienten im Rahmen der Sitzung von der erzielten Veränderung überzeugen, beispielsweise bei der anschließenden Betrachtung und Berührung von Spinnen oder dem Überqueren einer Brücke.

Die Erfahrung aus der Hypnosetherapie zeigt eindeutig, dass emotionale Hintergründe ursächlich für psychische und psychosomatische Symptome sind. An die Ursachen bzw. die Ursprungssituation einer Angst können wir uns meist nicht bewusst erinnern und die konditionierten Gefühle wirken unbewusst. Dank der Hypnoanalyse ist es möglich, die Ursachen einer Phobie aufzudecken und zu heilen. Mithilfe der therapeutischen Tiefenhypnose und das dadurch erzielbare Erinnerungsvermögen können sogar Ängste, die durch Erlebnisse in der frühen Kindheit entstanden sind, bearbeitet werden. Wenn der emotionale Hintergrund bzw. die zugrunde liegende Ursache gefunden und gelöst wurde, vermindert sich die Angst oder löst sich sogar vollständig auf. Zuvor mit Angst erlebte Situationen werden dann mit entsprechend reduzierter Angst oder sogar ohne Angst erlebt.

Mithilfe der Hypnosetherapie kann nach dem Aufdecken des emotionalen Hintergrunds der emotionale Inhalt der Erinnerung entsprechend verändert werden. Unsere Erinnerungen können so neu abgespeichert werden. Dadurch können in einer therapeutischen Hypnosesitzung die emotional unverarbeitete Situation bearbeitet und die Gefühle geändert werden. Die dabei gebildeten neuronalen Strukturen sind gemäß der Forschungsergebnisse langfristig stabil. So erklärt sich, warum sogar Ängste, die bereits seit Jahrzehnten bestehen und als Belastung empfunden werden, in sehr kurzer Zeit aufgelöst werden können. Wird die entsprechende Situation zu einer neutralen Erinnerung verändert, existiert keine Angst in dieser Situation mehr.