Was ist Schmerz?
Der Schmerz ist ein Alarmsignal unseres Körpers und dient immer einem bestimmten Zweck. Er zeigt uns, dass etwas nicht in Ordnung ist und motiviert uns auf diese Weise, darauf zu reagieren, wie zum Beispiel etwas in unserem Leben zu ändern oder zum Arzt zu gehen. Es gibt mehrere Arten von Schmerz wie akuten, chronischen, episodischen oder den Phantomschmerz.
Den akuten Schmerz kennt vermutlich jeder von uns nur allzu gut. Er tritt beispielsweise bei einer Verbrennung oder Verletzung plötzlich auf und fordert uns zu einer sofortigen Reaktion auf. Wenn die Ursache für den Schmerz beseitigt oder geheilt wurde, verschwindet normalerweise auch der Schmerz.
Andererseits kann der Schmerz auch zu einem chronischen Schmerz (chronisches Schmerzsyndrom) werden und viel Leiden nach sich ziehen. Die häufigsten Schmerzen mit einem möglichen chronischen Verlauf sind zum Beispiel Migräne, Spannungskopfschmerzen, Rückenschmerzen, Muskelschmerzen oder Gelenkschmerzen wie bei Arthrose. Auch wenn die körperliche Ursache längst geheilt wurde, kann der Schmerz weiterhin bestehen. In diesem Fall spricht man auch vom sog. „Schmerzgedächtnis“. Hierbei dient der Schmerz einem unterbewussten Zweck, der bewusst nicht erkennbar ist.
Episodische Schmerzen können stunden- und tagelang andauern. Dabei handelt es sich oft um Migräne oder Spannungskopfschmerzen. Bei organisch bedingten Kopfschmerzen ist der Schmerz in der Regel permanent vorhanden und tritt nicht nur phasenweise auf. Wenn der Schmerz phasenweise auftritt, lässt sich hinter diesen episodischen Schmerzen eine psychogene Ursache vermuten.
Der in einem nicht vorhandenen Körperteil bestehende Schmerz wird als Phantomschmerz bezeichnet. Zum Beispiel spüren manche Menschen nach einer Amputation die nicht mehr vorhandenen Glieder. Das heißt, obwohl zum Beispiel ein Arm oder ein Bein amputiert wurde, werden in diesem nicht mehr vorhandenen Körperteil beispielsweise Schmerzen oder ein Kribbeln wahrgenommen.
Die Wahrnehmung von Schmerz
Jeder Mensch nimmt Schmerz unterschiedlich wahr. Während sich die Indianer wie die Eipo aus Neuguinea freiwillig schmerzvollen Ritualen unterziehen, wird es vielen Europäern bereits beim Anblick oder sogar schon beim Gedanken an eine Spritze schlecht. Diese Reaktionen wurden meist in der frühen Kindheit erlernt und sind somit ein Teil unserer Erfahrung.
Der Schmerz ist eine Wahrnehmung und unsere Psyche ist in der Lage, ihn zu lindern oder ganz abzuschalten. In einer hypnotischen Trance kann sich die Schmerzintensität so stark verringern, dass der Schmerz nicht mehr wahrnehmbar wird.
Ursachenorientierte Behandlung von chronischem Schmerz
Da der Schmerz eine Schutzfunktion ist und einem bestimmten Zweck dient, sollte vor der Behandlung durch Hypnose oder andere Arten der Psychotherapie unbedingt eine medizinische Abklärung erfolgen, um mögliche körperliche Ursachen auszuschließen. Falls eine körperliche Ursache vorliegt, ist diese zuerst zu behandeln. In diesem Fall können Hypnose oder Selbsthypnose unterstützend angewendet werden.
Nach Ausschluss einer körperlichen Ursache kann die Hypnosetherapie oder auch die Selbsthypnose zum Einsatz kommen.
Da der Schmerz einen unterbewussten Zweck (Glaubenssatz) haben kann (z. B. “wenn ich Schmerz habe, werde ich geschont” oder “ich muss etwas nicht mehr tun, wenn…” oder “ich bekomme etwas, was ich sonst nicht habe wie Aufmerksamkeit, Liebe und Empathie” oder auch Schmerz als „Selbstbestrafung“), ist es sehr sinnvoll, ursachenorientiert vorzugehen. Dabei werden die Ursachen für den Schmerz aufgedeckt und behandelt.
In der Praxis der Schmerzbehandlung ist es auffällig, dass Schmerzen auch in Verbindung mit Ängsten, depressiven Verstimmungen und Traumata vorkommen, was auf einen hohen emotionalen Hintergrund hindeutet. Da die meisten Menschen mit Schmerzen zunächst in einer allgemeinärztlichen Praxis landen, wird dies teilweise übersehen.
Schmerzkontrolle durch Selbsthypnose
Die Selbsthypnose kann zur Schmerzbeeinflussung und -kontrolle angewendet werden.
Auch in diesem Fall sollte vor der Anwendung bei Schmerzen unbekannter Herkunft unbedingt zuerst eine medizinische Abklärung erfolgen, um mögliche körperliche Ursachen auszuschließen.
Es gibt viele unterschiedliche Wege, um die Selbsthypnose zu erlernen. Für einige der Methoden wird einige Zeit für tägliche Übungen benötigt.
Der schnellste Weg, die Selbsthypnose zu erlernen, ist es, diese von einem professionellen Therapeuten verankert zu bekommen. Während der Sitzung können auf diese Weise die Selbsthypnose und die Schmerzabschaltung erlernt werden. Sie bekommen in einer tiefen Hypnose von dem Therapeuten ein Codewort in Ihrem Unterbewusstsein verankert. Nach dem Erlernen der Selbsthypnose ist es möglich, autosuggestiv Einfluss auf den Schmerz zu nehmen.
Studien und wissenschaftliche Belege zur Hypnose bei Schmerzen
Die Wirksamkeit der Hypnose bei Schmerzen wurde bereits mehrfach wissenschaftlich belegt. Sie gilt im Bereich der Schmerzbehandlung als hocheffizient („Deutsches Ärzteblatt“, Heft Nr. 5, Ausgabejahr 2009).
Beispielsweise wurde im Jahr 2008 an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn eine Studie zur chronischen Schmerzbehandlung durch Hypnose bei Migränen durchgeführt. Den Studienergebnissen zufolge ist ein „gezielter und individuell angepasster Einsatz der Hypnose bei Migräne hochwirksam“. Eine deutliche oder wie die Studie besagt “signifikante” Besserung der Migräne war das Ergebnis der Studie.